In seinen minimalistisch anmutenden Arbeiten entfaltet Alexander R. Titz synthetisierende Assoziationskerne. Klanginstallative Stationen weiten sich zu raumbestimmenden oder raumbeeinflussenden Szenarien aus. Seine permeablen Konzepte treten in Dialog mit dem Rezipienten, der Umgebung und letztendlich auch mit dem Raum der Präsentation.

Andreas Bayer
Ausstellungskatalog  „SAAR ART 2013“ – Zehnte Landeskunstausstellung


Während Technik heute häufig unter den Generalverdacht gestellt wird, sie führe zu Wirklichkeitsverlusten, indem sie die Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen erschöpfe, leistet sie im Werk von Alexander R. Titz genau das Gegenteil: Sie eröffnet dem Menschen neue Wahrnehmungsmöglichkeiten. Seine Arbeiten, für die der Künstler elektronische Bausteine (Tonabnehmer, Lautsprecher, Schaltkreise etc.) und technische Werkstoffe (Metall, Glas, Kunststoffe) verwendet, basieren häufig auf der Übersetzung von Bewegung und/oder Licht in Klang, oder umgekehrt: von Klang in Bewegung und/oder Licht. Dabei wird das Publikum vielfach dazu aufgefordert, die diesen Übersetzungsvorgängen zugrunde liegenden Verknüpfungen spielerisch zu erkunden und mitzugestalten. Die von Titz hergestellten Klangskulpturen und Klanginstallationen fungieren so als Instrumente der Welt- und Selbsterkundung, die durch ihre gleichzeitig präzisen, analytischen Qualitäten und den skulpturalen und assoziativen Eigenwert ihrer Konstruktion überzeugen.

Hans-Jürgen Lechtreck
Ausstellungskatalog „120 Kubikmeter: Projekt für Stadtlohn“, PFAU Verlag, 2002


“Erkundungen im Realen” nannte einmal Florian Rötzer solche Kunstwerke, die gegen den allgemeinen Trend zur Fiktionalisierung, d. h. zur Verwandlung der Wirklichkeit in Bilder, arbeiten und auf die Komplexität der Wahrnehmung setzen. Er meinte damit nicht, dass wir mithilfe der Kunst einer außerhalb des Bewusstseins liegenden Wirklichkeit habhaft werden können, sondern dass Kunstwerke als Sonderformen des Realen dazu dienen können, die Wahrnehmung des Rezipienten umfassender zu aktivieren, als dies bei Werken geschieht, die sich nur an die Augen wenden. Rötzer demonstrierte dies insbesondere an der Klangkunst, der wir wichtige Impulse für eine neue phänomenlogische Orientierung in der Bildenden Kunst verdanken, eine Orientierung, bei der die Arbeit des Künstlers der des Wissenschaftlers gleicht, der Wahrnehmungsapparate zur Untersuchung komplexer Phänomene baut. Dies setzt eine künstlerische Haltung voraus , die das Kunstwerk weniger als Ausdruck eines Subjekts begreift, sondern eher als präzise konstruierten Erfahrungsraum für den Rezipienten.

In diesem Sinn ist auch die Arbeit von Alexander R. Titz zu sehen, der sich bereits während seines Studiums an der Saarbrücker Hochschule für Bildende Künste ein stringentes und unverwechselbares Repertoire an Materialien und Methoden erarbeitet hat. Titz betrachtet seine Licht- und Klanginstallationen als ästhetische Experimente, in denen der Betrachter bzw. Hörer verschiedene Wahrnehmungsmöglichkeiten ausprobieren kann. Ausgehend von bekannten physikalischen Phänomenen in der Welt der Objekte – z. B. der Schwingung von Membranen – sucht er nach immer neuen Möglichkeiten phänomenaler Erscheinungen in Licht und Ton bzw. nach Möglichkeiten, sie ineinander zu übersetzen oder auf komplexe Weise zu verschränken. Dabei reagiert er sensibel auf die architekonischen und atmosphärischen Gegebenheiten des Ortes. Seine technisch rational anmutenden Installationen, die ihn als technisch versierten Handwerker ausweisen, setzen auf eine minimalistische Ästhetik, die ihre Basis in den Eigenschaften der verwendeten Materialien hat. Setzt sich der Betrachter/Hörer jedoch aktiv den vorgegebenen Möglichkeiten aus, wird er sehr schnell in nicht lineare Prozesse verwickelt, die potentiell unabschließbar sind.

Bernd Schulz
Ausstellungskatalog  „Schwingspiel“, Stadtgalerie Saarbrücken, 2000


Alexander R. Titz konstruiert aus visuellen und akustischen Rohmaterialien Objekte oder räumliche Netzkörper, die wie Wahrnehmungsmaschinen funktionieren. Schon in seinen bisherigen Arbeiten ist das didaktische Moment einer Vermittlung von Synergien und Resonanzen unverkennbar. Erkenntnistheoretisch reflektiert Titz den Kon-Text der Spurensuche als Sprachforschung. In seinen Arbeiten sind die möglichen Wahrnehmungsfelder weit abgesteckt, aber in eine Art von „Beziehungskisten“ verpackt. Es sind oft „erzählende“ Installationen, die das Außen und Innen zu beziehungsreichen Denk‑ und Spielräumen wachsen lassen. Titz baut scheinbar mechanistische Notationen aus „natürlichen“ Wahrnehmungspartikeln unserer Hör‑ und Sehwelt zu prozessualen Skulpturen aus, er will ungeteilte „Aufmerksamkeit“ auf unsere „wandernden Löcher des Wissens“ (Elias Canetti) lenken. Ähnlich entstehen seine Zeichnungen, die äußere und innere Klangbilder les- und einsehbar machen. Seine Projekte sind Skizzen aus dem Tagebuch eines Wanderers zwischen den Sprachruinen unseres großteils verlorenen Vermögens, mit der realen Umwelt zu kommunizieren.

Horst Gerhard Haberl
Ausstellungskatalog,  Kunstverein Ganderkesee, 1997