ortsbezogene interaktive Klanginstallation im Rahmen der Ferienkurse für Neue Musik in Darmstadt,
Kooperation mit Alan Hilario (Komponist)

Dominierende Elemente in der ehemaligen Dreherei auf dem stillgelegten Gelände der Firma Carl Schenk, sind 23 orangefarbige Lastkräne. Sie sind ein großer drehbarer rechter Winkel, den ich als Beschreibung einer Fläche verstehe. Für das Projekt habe ich zehn Kräne ausgewählt und die Flächen durch halbtransparente Kunststofffolien markiert. Durch Seile besteht die Möglichkeit die Kräne von Hand zu bewegen. (Früher wurden die Kräne mit Elektromotoren bewegt.) So entsteht eine bühnenähnliche Situation aus räumlich-plastischen Spielelementen, die jeder Besucher bewegen kann. Er kann dabei sowohl Betrachter als auch Akteur sein.

Die Bewegung jedes Krans erzeugt eine Folge kurzer Klangimpulse, deren Tempo von der Drehgeschwindigkeit abhängt. Es besteht ein Wirkungszusammenhang von räumlich-plastischer Veränderung, Bewegung und Klang. Im Sinne der „Werk-Handlung“, wie sie Franz Erhard Walther durch seine Arbeiten und Texte formuliert hat, ist die Installation nur zu erleben, wenn der Betrachter zum Ko-Autor wird. Diese Offenheit auf die Beteiligung anderer hin, ist nicht zufällig entstanden. Von Anfang an ging es um die Zusammenarbeit mit einem Partner, der sich mit der räumlich-zeitlichen Abfolge von Klangereignissen beschäftigt – meinem Kompositionspartner Alan Hilario.

Bei der Verbindung von Komposition und Installation hatte ich sofort eine tänzerische Vorstellung von dem Ereignis, das dabei herauskommen könnte. Im Tanz scheinen mir alle diese Elemente vereint zu sein: Es gibt einen Ort an dem ein zeitlich befristetes Ereignis stattfindet, eine zeitlich geordnete Klangstruktur und die Bewegung plastischer Elemente. Der Ort muss dabei keine Bühne, die Klangstruktur muss keine feste Komposition und die plastischen Elemente müssen keine menschlichen Körper sein. Es geht nur darum, dass sie sich in der Wahrnehmung zu einem Erlebnis verbinden.

Eine Klang-Installation wird meistens als potentiell zeitlich nicht beschränkt aufgefasst. Das scheint mir aber nur bei äußerlicher und formaler Betrachtung so. Denn entscheidend ist die Eigenzeit, die sich ein Betrachter gibt, um eine solche Arbeit zu erleben. So habe ich einen Aspekt der Zusammenarbeit mit einem Komponisten darin gesehen, dass mögliche Wahrnehmungen innerhalb einer bestimmten Zeit gestaltet werden. Die genauen räumlichen und akustischen Wahrnehmungen der einzelnen Besucher sind dadurch aber keineswegs genau definiert. Je nach Eigenbewegung und Standpunkt wird deren Wahrnehmung differieren. Für unser gemeinsames Projekt gibt es keinen idealen Standpunkt.

Die größte Herausforderung sehe ich darin, dass jeder von uns beiden Elemente aus den Bereichen Objekt, Klangmaterial und Zeitvorstellung einbringt. Natürlich mit unterschiedlicher Gewichtung, trotzdem bleibt kein Bereich „reserviert“ für die Gestaltung eines Partners. Dabei gilt es eine Gestaltung zu finden, bei der alle Elemente zusammen ein Ereignis formen. Scheinbar im Widerspruch dazu, soll eine eigene künstlerische Formulierung entstehen, die als Komposition oder Installation bestehen kann. Ein lösbares Dilemma?