zufallsgesteuerte Lichtinstallation

Eine Etage tiefer eine andere Welt: Alexander R. Titz zeichnet mit der Laser-Installation „Kommunizierende Röhren“ ein systemisches „Welt-Modell“, das die Interaktion und gegenseitige Abhängigkeit aller Elemente thematisiert. Durch unterschiedlich schnelle Drehung oder Innehalten verspiegelter Objekte, aus denen rote Laserstrahlen treten, entsteht ein Geflecht aus vervielfachten Linien und Punkten.

mz (Saarbrücker Zeitung, 15.12.2009)

Indras Netz

Der Gott Indra ist eine Figur aus dem Avatamsaka-Sutra, einer der grundlegenden Schriften des indischen Mahayana-Buddhismus. Es ist vermutlich in Südindien in der Zeit vom 1. – 4. Jahrhundert nach Christus entstanden und hat mehrere Verfasser und Redakteure. Es besteht aus 34 Büchern, von denen einige ursprünglich selbständige Schriften waren. Sutra bedeutet wörtlich „Faden“ und meint damit aneinandergereihte Texte: eine Textsammlung mit Lehrreden des Buddha. Sutren sind in ihrer religiösen Bedeutung den Evangelien der Bibel vergleichbar, mit einem wesentlichen Unterschied: Die Textsammlung der Sutren wird nie als abgeschlossen betrachtet.

Die darin enthaltene Geschichte des Gottes Indra erzählt der Zen-Lehrer Sokei-an, der 1906 von Japan nach Amerika kam und 1930 die „Buddhist Society of Amerika“ in New York City gründete, sehr bildreich nach:

Das Reich des Gottes Indra liegt hoch auf dem Berg Sumeru im Himmel. Sumeru bedeutet „Welt“ und der Name des Himmels bedeutet: „Das, was mit den Augen gesehen werden kann.“ Im Turm von Indras Palast befindet sich ein wunderschöner Raum, dessen Decke aus einem Netz besteht, das mit blauen Diamanten geziert ist, von denen sich jeder in jedem  spiegelt. Es wird erzählt, daß Indra dieses Netz machte, um das Weltall zu schützen. Dabei warf er eine Schnur direkt nach Osten aus und eine direkt nach Norden, dann in viele Richtungen gleichzeitig. Die Schnüre reichten bis ans Ende des Weltalls und verbanden sich miteinander. An jedem Punkt, wo sie sich verbanden, scheint ein Juwel wie ein Stern. (..)

Das Netz der Indra besteht aus vielen Juwelen. Die Juwelen beleuchten einander und widerspiegeln sich gegenseitig. Ihre Schatten tauschen sich endlos aus. Also erscheinen in jedem Juwel alle gleichzeitig, da gibt es kein Kommen und Gehen, alle sind in einem, und eins ist alle. Nehmt z.B. ein Juwel aus der südwestlichen Ecke des Netzes und schaut es an! In ihm findet Ihr die Spiegelbilder aller Juwelen enthalten. Ein Juwel zeigt, was im anderen erscheint, und das andere zeigt, was in dem einen erscheint. Jedes Juwel reflektiert das ganze Netz zugleich. Also spiegelt sich Juwel in Juwel unendlich, und diese unendlich widerspiegelten Juwele sind alle in einem Juwel des Netzes enthalten. Sie werden deutlich gezeigt, und kein Spiegelbild hindert die anderen daran reflektiert zu werden. Wenn man sich auf ein Juwel setzt, sieht man sich in vielen Richtungen auf zahllosen Juwelen sitzen. Warum ist das so? Weil alle Juwelen in einem Juwel enthalten sind. Deshalb tut man gut daran, die Widerspiegelung in den anderen Juwelen zu beachten.