ortsbezogene Klanginstallation im Faulturm der ehemaligen Kläranlage Läppkes-Mühlenbach in Oberhausen

Die 12m hohe Installation besteht aus Entwässerungsrohren mit sieben verschiedenen Durchmessern zwischen 100 und 400 mm. Die Rohre sind in Form eines Wurzelwerks zusammengefügt und münden unterhalb des Umgangs im offenen Raum. In 16 Rohren befinden sich Lautsprecher, die eine zeitlich zufällige Abfolge von Klängen abgeben, die aus verschiedenen Sequenzen von sich mit Wasser füllenden Gefäßen bestehen. Durch den raumspezifisch langen Nachhall, kommt es zu verfremdenden Überlagerungen der Klänge.

 

 

Der Titel legt dem Betrachter nahe, die Installation aus industriellen Materialien mit den Verästelungen eines Wurzelwerks in Verbindung zu bringen. Inhaltliche Bezüge zwischen Faulturm (bzw. Kläranlage) und Mangrove liegen nahe. In unmittelbarer Nachbarschaft des Betriebsgeländes befindet sich der “Gehölzgarten Ripshorst” – der laut Werbung mit über 6000 Bäumen zum “Spaziergang durch die Vegetationsentwicklung von 60 Millionen Jahren” einlädt. Dazu gehören auch Sumpfpflanzen mit Stelzwurzeln.

 

 

Die tropische Mangrove ist ebenfalls in schlammreichen Buchten beheimatet. Technisch betrachtet stehen die verwendeten Abwasserrohre in unmittelbarem funktionalen Zusammenhang mit der früheren Nutzung des Bauwerks. Darüber hinaus kann die Skulptur die Vorstellung erwecken, dass sich die gewächsartige Struktur über dem Faulturm fortsetzt. Die Frage, ob es sich dabei um eine Pflanze oder um die Infrastruktur einer Bebauung handelt, kann ein spannungsreiches Feld von Assoziationen eröffnen. Unabhängig davon bleibt die Skulptur in ihrer Komplexität spannungsreich und ist auf die Bewegung des Betrachters im Raum hin angelegt.

Der Faulturm stellt einen Ort dar, an dem biochemische Prozesse stattgefunden haben, die mit Charakterisierungen wie “natürlich”, “technisch” oder “industriell” nicht eindeutigen zu beschreiben sind. Diese Prozesshaftigkeit der Vorgänge wird vom Kunstwerk hauptsächlich auf akustischer Ebene reflektiert. Seine plastische Präsenz dagegen nimmt stärker die Durchdringung von natürlichen und wissenschaftlich-technischen Strukturen auf. Genau in diesem Spannungsfeld bewegen sich auch die neuen Nutzer des Geländes: Garten- und Landschaftsarchitekten.


Links

Rund um Haus Ripshorst in Oberhausen

Der Emscher-Klärpark als Teil der route industriekultur